| für Akkordeon |
| 15:15 min. |
| 2002 |
| Partitur, 24 Seiten |
| 15,10   bestellen |
| TPV.S1-032 |
Jeder kennt das Spiel, bei dem sich eine Person einen Gegenstand ausdenkt und die anderen diesen durch Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden können, zu erraten versuchen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass sich besagte Person gar nicht auf einen bestimmten Gegenstand festlegt, sondern die Fragen zunächst eher willkürlich mit Ja oder Nein beantwortet. Die einzige Einschränkung ist, dass sich die Antworten nicht widersprechen dürfen. Auf diese Weise entsteht der zu erratende Begriff erst nach und nach durch die Kombination aus Fragen und Antworten.
Mein Komponieren ähnelt, wie mir scheint, oft dieser zweiten Art. Wenn ich mit der Arbeit an einem Stück beginne, habe ich in den wenigsten Fällen das gesamte Werk vor Augen – ähnlich der Person, die gar keinen Gegenstand zum Erraten festlegt. Mir kommt es dann oft so vor, dass den anfänglichen Ideen wie den Antworten im Spiel etwas Willkürliches und Zielloses anhaftet, auch wenn ich weiß, dass – um in dem Bild vom Spiel zu bleiben – jede Antwort großen Einfluss auf alle weiteren Antworten hat (sie dürfen sich nicht widersprechen), genauso wie sie wiederum durch alle vorherigen Antworten bestimmt wurde.
In ERDWÄRTS habe ich zunächst einmal mehrere kurze Ideen unverbunden und übergangslos aneinandergereiht, so dass das Stück formal betrachtet gewissermaßen mit einer Aufzählung von musikalischem Material beginnt. Die meisten der folgenden Formteile sind groß angelegte Entwicklungen, die jeweils eine der anfänglichen Ideen als Ziel haben. Ich verstehe dies wie eine nachträgliche Erklärung des Anfangs, wie eine nicht chronologische Szenenfolge.
Joachim F.W. Schneider